Opa auf dem Wacken Open Air 2010

Man nannte mich schon mit 30 Opa dank meiner wenigen Haare und jetzt mit 58 finde ich das auch überhaupt nicht mehr schlimm. Hauptsache ist, man hat noch Spaß, z.B. auch am Wacken Open Air.
Nun waren die vergangenen Jahre für mein Magazin openair-online.de immer andere Mitarbeiter beim Wacken Open Air und ich hatte, einfach von meinem Musikgeschmack her, auch nicht viel Interesse, das Festival in Wacken selber mal zu besuchen.

Nun aber war es soweit! Aufgeschreckt durch sehr viele positive Berichte, dem Film über Wacken usw. wurde mir jahrzehntelanger Roskilde Besucher klar: “Ich muß dahin!”
*W:O:A in neun Stunden* Aus Zeitgründen konnte ich 2010 leider nur einen Tag und so trudelte ich am Samstag gegen 14 Uhr beim check-in ein, wurde nett bedient und war kurze Zeit später, bewaffnet mit allen Fotoapparaten auf dem Festivalplatz. Uff! Über 25 Jahre fahre ich u.a. zum Roskilde-Festival und zunächst war ich eher erschrocken. Ein Riesengelände, so in der ersten Übersicht erfasst und die dominierende farbe ist schwarz. Eigentlich ist alles schwarz. Vor ein paar Wochen und da vergleiche ich wieder mit Roskilde, sah ich nur bunt gekleidete Menschen, eher gar nichts als viel an und hier strömte das Schwarz nur so auf mich zu.

Aber nur kurze Zeit später verflog der erste Schreck, alle waren superfreundlich, nett, höflich und wurde man angerempelt, kommt ja mal vor im Gedränge, wurde sich in sämtlichen Sprachen dieser Welt entschuldigt. Da ich mal gelesen habe, das die Wacken-Veranstalter u.a. mit Roskilde locker zusammenarbeiten, also sich wohl gegenseitig Tipps und so geben, verzeihe mir der Leser weitere Vergleiche mit Roskilde. Aber da gibt es schon trotz der wirklich unterschiedlichen Musik und wohl auch zum Teil Gäste und natürlich der Farbe schwarz viele Gemeinsamkeiten.
Hier wie dort, wie oben beschrieben, ein nettes, freundliches Publikum und nette Bedienungen, Dienstleister, keine böse aussehenden Security-Leute (die in Wacken auch meist Stewart heißen und nicht SECURITY) und man merkt es, viel, viel Fun auf dem Gelände.

Wie gesagt, nach dem ersten Eindruck, begann mein fotografischer Rundgang: Festivalplatz (drei RIESEN-Bühnen), Bayerischer Biergarten, Metalmarket (also die Shoppingmeile), Essens- und Getränkestände, Mittelaltermarkt, Campingplatz, dann wieder Festivalplatz, bißchen Musik reingezogen, dann wieder raus usw. usf.

Was soll ich sagen? Ich war begeistert – Opa war begeistert!! Geile Stimmung, super Leute, sogar ein Teil der Bands kam gut bei mir an. Was wohl dann auch dran liegt, das die Veranstalter sich etwas anpassen. Im Publikum hörte ich auch eine kritsche Stimme: “…alles wäre jetzt viel zu kommerziell, die Auswahl der Bands nicht in Ordnung u.ä.” Liebe kritische Stimme, meine Meinung dazu: Das Festival ist jetzt zwanzig Jahre alt, immer größer geworden und nun kommt schon die nächste Generation. Und die hört schon wieder andere Musik, zumindestens anders arrangierte. Mind. zwei Generationen rennen nun auf dem Platz rum und da müssen die Veranstalter beide zufriedenstellen. Wer sich darüber aufregt, es gibt ja genügend Möglichkeiten, sich das nicht anzuhören, was man nicht mag. Dann geht man eben woanders hin oder hat Spaß mit dem restlichen Festival-Angebot. Gibt es ja wirklich zu Hauf!
Noch zwanzig Jahre und es laufen schon drei Generationen auf dem Platz rum. Musik verändert sich. Kultur verändert sich. Die Lebensweisen der Menschen verändern sich – auch wenn sie alle noch schwarz tragen. Egal ob Sechzig oder sechzehn.

Apropo Sechzig: Ich war wirklich überrascht, wieviele “alte” Leute auf dem Open Air waren. Mein Fazit kann man am Besten an den Fotos erkennen, ich war insgesamt begeistert. Klar, Roskilde ist dagegen ein Luftkurort. Im Bezug auf Luftkurort sollten sich die Veranstalter noch Tipps beim Roskilde-Festival holen. Die haben es doch tatsächlich geschafft, das es kaum noch Pinkelecken auf dem Festivalplatz gibt. Gute Sache. Ist nämlich nicht so schön, wenn man nach Hause fährt und stinkt wie aus dem Schweinestall entlassen. 😉

Und der Ausgang vom Festivalplatz sollte verbreitert werden, wirklich ein bißchen eng, wenn alle auf einmal zum Campingplatz wollen. Panik darf da nicht ausbrechen. Apropo Panik: Nach Pearl Jam in Roskilde (11 Tote vor der Bühne) ist Crowdsurfing ein Trauma in Roskilde. Das scheint ja in Wacken bisher gut zu gehen. Es zeigt wieder, das anscheinend selbst im Getümmel jeder auf den anderen achtet. Super!

Ich kann nur sagen, ein Klasse Open Air und ich hoffe inständig, ich werde das Ende vom W:O:A nicht mehr erleben. Und ich möchte mindestens 80 Jahre alt werden. Also ein Prost auf mind. weitere 20 Jahre Wacken Open Air!

Fotos: Mario De Mattia
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MDM