Unser Dockville Bericht – Und die Sonne strahlte

(FOO-intern) – Und es fielen die ersten Tropfen… Mit Schweißperlen auf der Stirn trat ich meine Reise zum Dockville an. Der Schweiß rührte jedoch nicht her von immenser Hitze, sondern ergab sich aus Angst. Angst vor einem erneuten Mudville. Und wenn die Hinfahrt schon von diversen Regenschauern begleitet wird, ist diese Angst gerechtfertigt …

Da ja aber doch immer alles anders kommt, als man denkt, beenden wir jetzt diese Schwarzmalerei und die langweilige Einleitung. Denn schon 30 Minuten nach Ankunft schien die Sonne in ihrer strahlendsten Kraft und läutete so einen gelungenen Freitagabend ein. Die Australier von Boy &Bear ließen mein Herz gleichmal olympiatauglich höher springen und sorgten für gute Laune unter den ersten Gästen auf dem Festivalgelände. Es ging weiter mit großartigen Bands wie Maximo Park und Hot Chip. Gerade erstere legten einen Wahnsinnsauftritt hin und überzeugten mit bekannten alten Überhits und Tracks des neuen Album. Das neue Album ist übrigens allererste Sahne. Musikkritiker die etwas anderes behaupten, sind leider in ihrem Job nicht mehr tragbar. Auf der Nebenbühne sorgten unter anderem Frittenbude für extrem gute Stimmung und bewiesen wieder einmal, dass das ganze “Projekt” Frittenbude nur gemacht ist für große Festivals.

Eine kurze Exkursion zum Thema Dockville allgemein: Das Festival ist meiner Meinung nach nahezu perfekt organisiert. Nette und hilfsbereite Security, sinnvolle Ausschilderungen und natürlich ein Ambiente, das seinesgleichen sucht. Die ganzen Schick dekorierten und liebevoll drapierten Bühnen und das ganze sonstige “Gedöns” (das mein ich positiv!), das überall herumhängt und steht, sieht einfach klasse aus. Besonders die riesigen Ha-Ha-Ha-Ha Schilder dienen hervorragend als Treffpunkt für verlorene und verlaufene Seelen und haben mir immer wieder ein Lächeln auf meine Lippen gezaubert. Auch das Publikum besteht zu sehr großen Teilen aus netten, amüsanten und auffällig attraktiven Menschen. Beziehungsweise: Sie sind sehr auffällig und zusätzlich auch noch attraktiv. Mich eingeschlossen. Ganz wunderbar war das! 

Den Freitagabend in netter Form ausgeklungen, machte ich mich am Samstag gegen 15.00 Uhr wieder auf dem Weg zum Festivalgelände. Das Nachmittagsprogramm war gespickt mit wunderbaren Indie-Folk / Indie-Pop-Bands, wie z.B. Wye Oak, Daughter, WhoMadeWho oder Lucy Rose (Vorletztere hab ich Letzterer vorgezogen, daher kann ich nur vom Hörensagen berichten, dass auch Lucy Rose klasse war). Am Samstagabend zog dann Dillon („Thirteen Thirtyfive“ ließ alle Mädchenherzen schmelzen) eine unglaubliche Masse an weiblichen Zuschauern vor die Bühne. Mir ist die Musik leider wirklich ein wenig zu langweilig, aber da ich ja ein grundloyaler Mensch bin, habe ich meiner Begleitung zu Liebe die Show über mich ergehen lassen. Wie gesagt, mein Ding ist es nicht. Anders hingegen erging es mir bei den Rap-Acts Prinz Pi und Marsimoto: Vorher war ich durchaus ein wenig skeptisch, da (neuer) deutscher Hip-Hop nicht unbedingt mein Steckenpferd ist, aber gerade von Marsimoto bin ich wirklich positiv überrascht. James Blake als letzter Act auf der Hauptbühne, war wie zu erwarten eine gute Entscheidung der Dockville-Veranstalter.

Auf Grund eines Samstagabends, der leider nicht in so netter Form zu Ende ging wie der Freitagabend, schlug ich am Sonntag erst gegen 16.00 Uhr auf dem Festival auf. Dann allerdings begeisterte mich das britische Indie-Pop/Folk-Duo Slow Club mal wieder aufs Neue. Bei Angus & Julia Stone hab ich manchmal das Gefühl, dass die ganze Performance schon fast zu sehr auf „schön“ und „wir-verstehen-uns-auf-immer-und-ewig-ganz-klasse“ gepolt ist. Bei Slow Club ist das nicht so. Da kratzt es in der Stimme, der ein oder andere Ton sitzt manchmal nicht, aber die Lieder sind einfach durchgängig eingängig und melodische Meisterwerke. Klasse Auftritt!

Das Highlight des Abends waren dann aber mit Sicherheit Tocotronic. Dirk von Lowtzow und seine Kumpanen ließen es sich natürlich nicht nehmen und machten das Dockville zu ihrem ganz eigenen Heimspiel. Mit einer unfassbaren Wahnsinns-Setlist begeisterten sie junge und alte Tocotronic-Fans und ließen keine Zweifel aufkommen, dass die Jungs noch lange nicht eingerostet sind und ihrer alten „Form“ hinterherlaufen. Auf alle Fälle war es ein verdammt starkes Konzert, das einem wirklich gelungenen Dockville noch mal die goldene Krone aufgesetzt hat. Ich komme nächstes Jahr gerne wieder. Wer mich sucht, ich stehe dann unter den Ha-Ha-Ha-Schildern.

Simon De Mattia

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